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Das
Tournee Theater Stuttgart Yasmina
Rezas "DER GOTT DES GEMETZELS" ist ein Meisterwerk
einer bösen, schwarzhumorigen, kritischen Gesellschaftskomödie! Zwei
11jährige Jungen prügeln sich auf dem Schulhof, der eine schlägt
mit dem Stock zu, der andere verliert zwei Schneidezähne. Unter zivilisierten
Leuten, wie es die Eltern sind, spricht man die Sache gemeinsam durch, schließlich
ist man nicht in der Banlieu, wo die Autos brennen. So beraten Alain und Annette
mit Véronique und Michel bei Kaffee und Gebäck, wie man pädagogisch
richtig auf Ferdinand (den Täter) und Bruno (das Opfer) einwirkt, so konsens-bemüht
und politisch korrekt, wie es sich heutzutage in unseren westlichen Gesellschaften
gehört.
Doch unversehens brechen sich archaischere
Impulse Bahn. Wer war denn nun der Schuldige von den beiden Bengeln?
Deutet Ferdinands rabiates Verhalten nicht auf Ehe-probleme zwischen
Alain und Annette hin? Was ist schlimmer: dass die hypernervöse
Annette quer über Véroniques Kunstbände kotzt,
oder dass Véronique das Wohlergehen ihrer Bücher deutlich
mehr am Herzen liegt als das ihres Gastes? Dass Michel den Hamster
seiner Tochter ausgesetzt hat, oder dass Alain einen Pharmakonzern
mit einem gesundheitsgefährdenden Medikament juristisch vertritt,
und zwar ständig, am Handy.
Von Sticheleien zu Wortgefechten, von Verbalhändeln zu Handgreiflichkeiten,
der Nachmittag degeneriert zur Saalschlacht: pointierte Dialoge,
ein Leckerbissen für vier Schauspieler - und fürs Publikum.
Mit diabolischem und vitriolgetränktem Humor
und erbarmungsloser Treffsicherheit spießt Yasmina Reza in
ihrem Stück die moderne bürgerliche Gesellschaft auf,
die hin- und her-gerissen ist zwischen aufgeklärtem, vernünftigem
Gutmenschentum und allzumenschlichem, egoistischem Konkurrenzkampf.
So verbindlich und watteweich wir uns auch geben mögen, am
Ende behält einer die Oberhand: Der GOTT DES GEMETZELS! Geschliffen,
komödiantisch, berührend und nachdenklich machend - Yasmina
Reza's Schauspiel zeigt ein weiteres Mal, weshalb sie weltweit
die meistgespielte Dramatikerin der Gegenwart ist.
Yasmina
Reza, verwischt in ihrem neuesten Stück mit schneidender Rhetorik und furiosen
Running Gags die Grenzen zwischen Zivilisation und Barbarei und unterhält
damit das Publikum grandios. Dieses Stück ist die wohl brillanteste Wort-Schlacht
zwischen zwei Paaren seit Edward Albee´s "Wer hat Angst vor Virginia
Woolf?". Nur witziger. Yasmina Reza hat ein brillantes Schlachtengemälde
geschaffen mit herrlich fiesen Dialogen, das durch seinen Sprachwitz und durch
messerscharfe Dialoge überzeugt. Wer intelligentes, direktes Theater der
Gegenwart liebt, der sollte mit dem "GOTT DES GEMETZELS" dringend einen
Abend verbringen. Er verbindet brüllende Komik mit Einblicken in das heftigste
Leid. Eine Komödie, ja. Aber schwärzer als schwarz.
Die Autorin
Yasmina Reza (* 1.Mai 1959) ist eine französische
Schauspielerin und Schriftstellerin. Mit ihren Stücken "KUNST",
"Drei mal Leben" und "Der Gott des Gemetzels"
u.a. hat Yasmina Reza die Spielpläne der deutschsprachigen Theater
im Sturm erobert und wurde so in den letzten 15 Jahren zur meist gespielten
Dramatikerin nicht nur hierzulande, sondern auch weltweit. "Mein
Leben verlief durch und durch banal", sagt Reza über sich
selbst. "Ich bin in Paris geboren, ging in Paris zur Schule,
habe in Paris studiert. Nach ihrem Schauspielstudium - zunächst
an der Universität Paris X beziehungsweise Universität Paris-Nanterre,
später an der Ecole Internationale de Théâtre Jacques
Lecoq von Jacques Lecoq - hatte Reza zahlreiche Engagements auf französischen
Bühnen in Stücken zeitgenössischer und klassischer
Autoren. 1987 begann sie dann selbst zu schreiben. "Ich liebte
das Theater, und ich liebte die Sprache, also war es logisch, für
das Theater zu schreiben". Die Erfolge ließen nicht auf
sich warten. Bereits ihre ersten beiden Stücke wurden mit dem
renommierten französischen Theaterpreis Molière ausgezeichnet.
Ihr drittes, "Kunst", avancierte zum absoluten Welterfolg.
Es erhielt mehrere Preise, auch internationale (darunter den Tony
Award und den Laurence Olivier Award) und war ihr Durchbruch zur weltweit
meistgespielten zeitgenössischen Dramatikerin.
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